Abb.: Die TenneT-Mitarbeiter Erik Brüning und Johannes Reinoso Guerra (von links) sowie Andreas Endres (nicht auf dem Foto) haben die Besucher der Akademie Steinwald-Fichtelgebirge rund um die Vorsitzende Martina von Waldenfels (in der Bildmitte) gut betreut. Foto: TenneT.
Akademie Steinwald-Fichtelgebirge besichtigt zwei Baustellen des Ostbayern-Rings
Wieder einmal hat die Akademie Steinwald-Fichtelgebirge ihren Mitgliedern und Gästen eine interessante Führung angeboten. Diesmal stand der Bau des Ostbayern-Rings im Fokus eines kurzweiligen Vormittags.
Zunächst gab es eine theoretische Erläuterung des Ostbayern-Rings sowie eine Sicherheitseinweisung im Projektbüro von TenneT in Münchberg. Den Namen TenneT kennt mittlerweile fast jeder in der Region. Denn außer dem 380-kV-Ersatzneubau, der die Versorgungs-, Netz- und Ausfallsicherheit für Oberfranken und die Oberpfalz sicherstellen soll, hat der niederländische Konzern mit dem Süd-Ost-Link auch ein stark umstrittenes Bauprojekt in der Region.
Nach mehreren Jahren der Planung und Genehmigung begann der Bau im August 2023, die Fertigstellung ist für Juni 2025 geplant. Der Rückbau soll anschließend bis 2026 abgeschlossen sein.
Grundsätzlich wird für den Ostbayern-Ring auf der gesamten rund 185 Kilometer langen Strecke zwischen Redwitz bei Burgkunstadt im Norden und Schwandorf im Süden zunächst die neue Trasse möglichst nahe an der bisherigen errichtet. Anschließend werden die für den Bau benötigten Flächen und Wege sowie die alte Trasse zurückgebaut. Zwei Baustellen im Abschnitt B-Nord zwischen Mechlenreuth und der Bezirksgrenze zwischen Oberfranken und der Oberpfalz konnten die Teilnehmer besichtigen. An der einen Baustelle waren die Arbeiter damit beschäftigt, eine Unmenge an Einzelteilen zu einzelnen Maststücken zusammenzuschrauben. Hier ein Eckstiel, da ein Mastschaftelement, hier ein Querträger, da stabile Schrauben. Alle Teile werden nach den vorliegenden Plänen fest miteinander verbunden. So entsteht der gesamte Mast einschließlich der Traversen in mehreren einzelnen Bauteilen.
Zuvor wurde bereits das Mastfundament errichtet, bei dem gegebenen Untergrund wurde der Typ Plattenfundament ausgewählt. Dabei wurde eine knapp einen Meter dicke Betonplatte gegossen und darauf Punktfundamente für die vier Eckstiele genannten Ecken des Masten gesetzt. Darauf wurde das Mastunterteil aufgesetzt und die Eckstiele miteinander verschraubt.
An der anderen Baustelle konnten die Besucher die weiteren Baufortschritte sehen. Dort war der ca. 60 Meter hohe Strommast (Masttyp „Donau“) bereits aufgerichtet. Der Mast wurde gestockt, so ist der Fachbegriff dafür. Dabei wurden die einzelnen Mastelemente Stück für Stück auf das Mastunterteil in die Höhe montiert sowie die Traversen und die Mastspitze verschraubt. Dabei hebt ein Mobilkran die einzelnen Stücke in die richtige Höhe. Mehrere Arbeiter führen das jeweilige Mastteil an die passende Stelle und verschrauben es dort. Klar, die Männer sind natürlich gesichert, aber es ist nicht jedermanns Sache, in mehreren Dutzend Metern Höhe im Freien zu schaffen.
Bei der Besichtigung war gerade der nächste Arbeitsschritt, nämlich der Seilzug, in vollem Gange: Der Bautrupp befestigte die neuen Leiterseile in luftiger Höhe am Mast. An den beiden Seiten der Querträger wurden zunächst die Isolatorenketten am Mast angebracht. Daran befinden sich Rollen für den Seilzug. Mit Hilfe eines Vorseils zieht eine Seilwinde das Leiterseil über die Rollen. Anschließend erfolgt der Seilzug mit Seilwinde und Seilbremse. Das ist die technische Beschreibung.
Etwas anderes ist es, vor Ort die Arbeiter zu beobachten. Bis in 60 Meter Höhe geht es für sie am Mast hinauf und bis zu 450 Meter für die Seile weit hinaus bis zum nächsten Mast. Da war wohl jeder Besucher froh, dass er von sicherem Boden aus das Geschehen einfach nur beobachten konnte.
Zum Schluss hin müssen die Leitungen an die Umspannwerke angeschlossen werden. Im letzten Schritt wird die neue Leitung dauerhaft in das bestehende Stromnetz integriert: Ist alles fertig, ist die Versorgungs-, Netz- und Ausfallsicherheit für Oberfranken und die Oberpfalz ein großes Stück vorangekommen.
Im Landkreis Wunsiedel verläuft die Trasse des Ostbayernrings zunächst nördlich von Kirchenlamitz, dann östlich an Marktleuthen vorbei, westlich an Höchstädt und Thiersheim vorbei, dann auf halber Strecke zwischen Marktredwitz und Arzberg. Westlich von Konnersreuth tritt die Trasse im Abschnitt B-Süd in den Landkreis Tirschenreuth ein, verläuft westlich von Mitterteich und östlich von Wiesau in Richtung Windischeschenbach.
Peter Pirner